Der Vierbergelauf – Ein Kärntner Brauch
Immer am Dreinagelfreitag = 14 Tage nach Ostern
Eine weit in die Vorzeit zurückreichende Kultwanderung, die den Sonnenlauf symbolisch nachvollzieht! Die ca. 52 km lange Wanderung (altdeutsch, laufen = gehen) führt über die nördlich von Klagenfurt gelegenen 4 Berge Kärntens, ausgehend vom
1. Magdalensberg (vormals Helenenberg) über
2. Ulrichsberg
3. Veitsberg,
4. Lorenziberg, hoch über St. Veit
und dauert inklusive einiger Raststationen bzw. Kirchenbesuche von Freitag 0.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr, also ca. 16 Stunden, dabei werden insgesamt ca. 1.500 Höhenmeter bewältigt. Unterwegs wird das sogenannte Berglerlaub von den 4 Bergen entweder auf den Hut oder auf den Wanderstab aufgesteckt:
1. Bärlapp
2. Karfunkellaub (Efeu mit roter Unterseite)
3. Buchsbaum
4. Wacholder
Die Teilnehmerzahl bewegt sich zwischen 3.000 und 7.000, alle Altersgruppen umfassend. Das Groß der Teilnehmer, die aus allen Deutschen Landen kommen, nimmt aus Brauchtumsgründen und dem froh gestimmten Gemeinschaftserlebnis teil. Diese spüren instinktiv, daß sich ein tieferer Sinn in diesem Brauch verbirgt, wobei die vordergründigen Motive für die Teilnahme vielgestaltig sind.
Ganz unerlässlich ist das Mitnehmen von einem Sack Zuckerl für die Kinder (Gedicht „Ein Kärntner Brauch“), welche schon in der Früh ab Zweikirchen auf die Wanderer warten. Aus persönlichen Erfahrungen wurde berichtet, dass einmal bei Schönwetter gezählte 1000 Stk Zuckerl gerade ausreichten, wobei man jedem Kind nur eines geben darf. Wer bis Gradenegg seinen Vorrat verbraucht hat, bekommt von uns eine Draufgabe, die bis zum Lorenziberg sicher ausreichen wird.
Der Termin des Vierbergelaufes ist immer am zweiten Freitag nach Ostern. Ostersonntag ist immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (erster Vollmond nach der Frühlingsgleiche = Tag und Nacht gleich lang). Daher wechselt der Termin von Jahr zu Jahr. Der frühestmögliche Termin (wenn Ostern auf den 22. März fällt) ist der 3. April, der spätestmögliche (wenn Ostern auf den 25. April fällt) der 7. Mai. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Witterungsverhältnisse. Winterkälte und schweißtreibende Frühlingshitze, knietiefer Schnee, morastige Wege und staubtrockene Pfade wechseln einander ab. Wie verschiedene historische Schriftstücke beweisen, hatte die Kirche nie eine rechte Freude an diesem Brauch. Ganz verbieten konnte sie ihn wegen der tiefen Volksfrömmigkeit dennoch nicht.
Die therapeutische Wirkung:
Da der Körper mehr Energie verbraucht, als der Organismus liefern kann, greift der Organismus auf Reserven zurück und vagabundierende Proteine, Schlackenstoffe und entartete Zellen werden verbrannt. Eine wunderbare Ergänzung zur Frühlingsfastenkur. Er verbrennt die Schlacken zu CO2 und H2O-Dampf, der wie Lachgas wirkt, denn am Ende des Laufes sind alle Teilnehmer fröhlich und guter Laune!
Der Ursprung:
Daß es sich um einen heidnischen Brauch handelt steht zweifellos fest, auch wenn man ihn jetzt christlich deutet und behauptet, durch so eine Wallfahrt eine arme Seele vor dem Fegefeuer retten zu können. An bestimmten Stellen geht man schweigend, auch das geht auf altes Brauchtum zurück. Schon 400 n.Ø ist von solchen Flurumzügen in ganz Europa die Rede, die später in Bittprozessionen, wie sie heute noch vorkommen verwandelt wurden, um die Fruchtbarkeit zu erhalten. Dazu kommen die ursprünglichen Motive wie Sonnenverehrung, Feuer, Toten-, Natur-, Erdmutter- und Bergkult sowie Ahnenverehrung.
Eine schriftliche Nachricht über diesen faszinierenden Brauch ist in excerptartigen lateinischen Aufzeichnungen des Wiener Humanisten Ladislaus Sunthaim aus der Zeit um 1500 enthalten. Sie lauten in sinngemäßer Übertragung:
„Am Tag der Kreuzesnägel Christi laufen viele Kärntner Frauen mit bloßen Füßen in einem Tag über vier Berge. Diese Frauen stammen aus der Stadt St. Veit und der Umgebung des Helenenberges, des Ulrichsberges, des Lorenziberges und des Veitsberges … und sie laufen schweigend und glauben, so alles erlangen zu können, was sie erbitten und es handelt sich um eine große Entfernung.“